Im Rahmen der Europawoche war der Fraktionsvorsitzende der SPD im Hessischen Landtag, Tobias Eckert, zu Gast an der Wilhelm-Knapp-Schule (WKS) Weilburg. In einer Diskussionsrunde mit der Jahrgangsstufe 12 des Beruflichen Gymnasiums ging es am 23. Mai um zentrale Fragen europäischer Politik – von Sicherheit und Migration bis hin zu wirtschaftlicher Solidarität.
Begleitet von den Lehrkräften Pascal Brühl und Sandra Baumann-Hey hatten die Schülerinnen und Schüler im Politik- und Wirtschaftsunterricht gezielt Fragen vorbereitet, um die EU-Politik besser zu verstehen und ihre Bedeutung für Hessen und die Region zu erschließen. Für Eckert war der Besuch auch eine Rückkehr an einen vertrauten Ort – er selbst ist ehemaliger Schüler der Schule und politisch in der Region verwurzelt.
Diese persönliche Verbindung sorgte bereits zu Beginn für eine offene Atmosphäre – auch wenn zunächst eine gewisse Zurückhaltung spürbar war. Einen Landtagsabgeordneten direkt zu befragen, war für viele Neuland. Doch Eckert begegnete der Gruppe mit Nahbarkeit und Interesse, wodurch sich die anfängliche Scheu schnell legte. Aus zögerlichen Blicken wurde rasch ein lebendiger Austausch auf Augenhöhe.
Ein Schwerpunkt der Diskussion lag dann auf der aktuellen sicherheitspolitischen Lage in Europa. Dabei betonte Eckert, wie wichtig es sei, dass Europa nach außen handlungsfähig bleibe, um den Binnenraum zu sichern – „aber nicht durch Abschottung“, wie er hinzufügte. Besonders mit Blick auf die Herausforderungen durch den Ukrainekrieg zeige sich, dass außenpolitische Zusammenarbeit innerhalb der EU unerlässlich sei.
Auch der zunehmende Rechtsruck in Europa wurde thematisiert. Eckert wies darauf hin, dass nicht nur lautstarke extremistische Positionen problematisch seien, sondern auch das stille Wegsehen vieler. „Alle, die schweigen, sind mindestens genauso gefährlich wie die, die laut schreien“, so seine Einschätzung. Für ihn sei politische Bildung ein entscheidender Schlüssel, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
Auch wirtschaftspolitische Fragen und Werte innerhalb der EU interessierten die Schülerinnen und Schüler. Besonders der europäische Zusammenhalt in Krisenzeiten stand dabei im Fokus. Auf die Frage, wie die SPD diesen stärken wolle, kritisierte Tobias Eckert den damaligen Umgang mit Griechenland in der Schuldenkrise. Er machte deutlich, dass es aus seiner Sicht keine Option sei, Mitgliedstaaten in schwierigen Situationen sich selbst zu überlassen: „Indem wir nicht das machen, was wir damals mit Griechenland gemacht haben. Wenn es jemandem schlecht geht, zu sagen: Du musst jetzt zusehen, wie du das schaffst – das war der falsche Weg.“
Stattdessen hätte er sich eine solidarischere Haltung und ein echtes Voneinanderlernen gewünscht – auch von deutscher Seite.
„Ich hätte mir von den Deutschen gewünscht zu sagen: Hey, wir kennen uns mit Verwaltung aus und greifen euch unter die Arme.“ Ein stabiler Haushalt sei zwar für die gesamte EU von Bedeutung, betonte Eckert, doch wenn man diesen Aspekt über alles stelle, ohne Unterstützung anzubieten, bringe das die Bereitschaft von Gesellschaften mit sich, Populisten zu folgen. Soziale, wirtschaftliche und innere Sicherheit seien insofern essenziell, ebenso wie offene Grenzen nach innen.
Auf die Frage nach einer möglichen Wiedereinführung der Wehrpflicht reagierte Eckert mit Skepsis. Er verwies darauf, dass darüber oft diejenigen diskutierten, die selbst nicht mehr betroffen seien, und sprach sich eher für freiwillige Formate als für verpflichtende Dienste aus.
Zum Ende der Runde drehte Tobias Eckert schließlich die Perspektive um und stellte selbst eine Frage an die Jugendlichen: „Was können wir tun, damit junge Menschen sich mehr für Europa interessieren?“ Die Antwort kam prompt: „Dass man sowas macht, wie jetzt gerade. Wir wissen weit mehr über Deutschland als über Europa.“
Der Besuch bot den Jugendlichen die Chance, politische Inhalte – etwa zur europäischen Wirtschaftspolitik oder zum Wettbewerbsrecht – aus dem Klassenzimmer heraus mit der Realität politischer Entscheidungsprozesse zu verknüpfen. Ihre Fragen trafen auf einen Gesprächspartner, der nicht nur antwortete, sondern zurückfragte – und so ein echtes Gespräch auf Augenhöhe ermöglichte.
Für viele war es das erste Mal, einem Abgeordneten direkt gegenüberzusitzen und eigene Gedanken einzubringen. Dass Politik dabei nicht nur „da oben“ stattfindet, sondern greifbar wird, wenn jemand zuhört und antwortet, wurde hier spürbar. Ein Austausch wie dieser zeigte, dass Europa nicht abstrakt bleiben muss – sondern dort beginnt, wo Interesse, Begegnung und ein gemeinsames Nachdenken stattfinden.